Die Sparte Radfahren hat auch in diesem Jahr wieder eine Mehrtagestour durchgeführt.
Nach der grandiosen Vorjahresfahrt in das mittlere Rheintal ging es diesmal ostwärts und zwar von der Quelle der Unstrut bei Kefferhausen entlang des Flusses bis zur Mündung in die Saale und weiter bis Naumburg (Saale).
Am 20. Juni ’19 morgens haben sich 9 Radfreunde (mit dabei waren Christiane, Carola, Heike, Monika, Michael M., Michael K., Hans-Jürgen, Thomas und Klaus) am Betriebshof Sandershäuser Straße getroffen und die Räder samt Gepäcktaschen in den von der KVG bereitgestellten Bus verladen. Hans-Jürgen und Monika sind diesmal nicht mit dem Bus mitgefahren, sondern haben uns mit eigenem Fahrzeug begleitet. Dazu an anderer Stelle mehr.
Gegen 8 Uhr war Abfahrt ab BS und unser erfahrener Busfahrer Marcel brachte uns sicher über A7, A38, div. Landstraßen über Heilbad Heiligenstadt bis nach Kefferhausen. Aufgrund der örtlichen Straßenverhältnisse haben wir in der Ortsmitte unsere Räder mitsamt Gepäck entladen und fuhren dann an die ca. 500 m entfernt liegende Quelle der Unstrut.
Dort begrüßte uns bereits Hans-Jürgen und Monika, die mit ihrem Auto bereits auf uns warteten. Nach dem obligatorischen Fotoshooting an der Unstrut-Quelle ging es dann endlich los auf die Strecke. Das Wetter war entgegen anderslautender Ankündigung zunächst erstaunlich gut und die Sonne begrüßte uns mit leichten (Rücken-) Wind.
Wir befinden uns an den Ausläufern des „Oberen Eichsfeldes“ und des „Hainichs“.
Der Unstrut-Radweg verläuft flussnah durch Kefferhausen und entlang der Landstraße nach Dingelstädt, wobei er eine imposante Eisenbahnbrücke unterquert. Über dieses Viadukt fuhr noch bis 1992 die sogenannte Eichsfelder Kanonenbahn.
Weiter führte uns der Radweg entlang der Unstrut durch viele kleine aufgeräumte teils verschlafene Ortschaften durch das idyllische Reiser‘sche Tal mit verschieden geschnitzten Holzfiguren am Wegesrand. Gleich zweimal unterquerten wir imposante Eisenbahnviadukte.
Die nächste große Stadt die wir erreichten war Mühlhausen (Thüringen) und die ersten Regentropfen begrüßten uns. Daher entschlossen wir uns zu einer Pause in einem zentrumsnahen Café. Dank der guten Vorbereitungen von Michael K. erfuhren wir von zwei berühmten Söhnen der Stadt nämlich Thomas Müntzer (reformatischer Anführer der Bauern im Bauernkrieg) und John August Roebling (Bauingenieur, Konstrukteur u.a. der Brooklyn Bridge New York 1883). Auf Regen folgte Sonne und nach der Stärkung im Café ging es dann auf zu einer kleinen Stadtrundfahrt zum Frauentor. Leider folgte auf Sonne wieder Regen und wir suchten Regenschutz in der Nähe des Frauentors. Als die Sonne wieder durchkam, ging es endlich weiter auf unserer Strecke. Vorbei an der bekannten „Pflaumenmusfabrik“ verließen wir Mühlhausen. Hans-Jürgen und Monika verabschiedeten sich kurz vorher von uns, weil sie die Strecke bis zum Auto an der Unstrut-Quelle zurückradeln mussten.
Wir durchfuhren weitere idyllische Landstriche bzw. Ortschaften – abseits vom Autoverkehr immer in flussnähe – und durchquerten Ortschaften deren Namen wir vorher noch nie gehört hatten. Auf diesen ca. 20 km mussten wir unsere Regenjacken immer griffbereit haben, weil kurze Regenschauern sich mit Sonne abwechselten. Spätestens in Thamsbrück hat es die Sonne geschafft, sich endgültig durchzusetzen. Dort sind wir auf besonderen Hinweis eines Kollegen in dem Eiscafé „Klaus in der Au“ eingekehrt. Hier wird so ziemlich das beste Eis „ever“ aus eigener Herstellung serviert – lecker!!
Daher die Empfehlung bei einer Durchreise in Thamsbrück auf jeden Fall hier einzukehren – Bewertung: 11 von 10 möglichen Eislöffeln J !
Die nächste größere Stadt Bad Langensalza haben wir nicht durchquert sondern nur über eine frühere bzw. stillgelegte Bahntrasse (ehem. Langensalzaer Kleinbahn) tangiert. Zwischenzeitlich haben wir uns wieder der Unstrut genähert. Im weiteren Verlauf der Unstrut im Tal zwischen Nägelstedt und Großvargula wechselte die Oberfläche des Radweges von Asphalt auf Schotterstrecke mit spitzen Steinen. Dies war letztendlich der Grund, warum der hintere Reifen des Fahrrades vom Autor dieses Berichtes 😉 seinen Tribut zollte.
Dies war im übertragenen echt ein tierisches Vergnügen. Auf einer direkt angrenzenden Wiese auf denen eine sehr große Herde von Schafen und Ziegen weideten war die Reparatur eine willkommene Abwechslung in dem langweiligen trögen Nachmittag. Sie versammelten sich als tierische Zuschauer vor dem Zaun und begannen wie im Chor gemeinsam zu blöken, mähen und zu meckern 😉
Nach der Reparatur mit neuen Schlauch und vielen Schweißtropfen ging es dann nach ca. 20 Minuten weiter auf Strecke. An dieser Stelle nochmals ein Dankeschön an Michael K. und Heike für die Hilfe bzw. Assistenz bei der Reparatur. Die Gruppe war indes schon weitergefahren und wartete im Ort Herbsleben auf uns, die wir dann auch schnell erreichten.
Im Ort Herbsleben haben wir den Untstrut-Radweg verlassen um in den ca. 6 km entfernten Ort Dachwig zu fahren, da wir im Mühlenhof Bosse / Alte Bäckerei unsere Übernachtungsquartiere gebucht hatten. Dort warten schon Hans-Jürgen und Monika auf uns, die uns mit gekühlten Getränken überraschten. Dies kam uns allen sehr zupass, da wir leicht dehydriert waren. Nach dem Bezug der Zimmer und Duschen ging es dann in den Mühlenhof zum wohlverdienten Abendessen.
Nach einem guten und reichhaltigen Frühstück ging es am nächsten Morgen um 9 Uhr wieder auf die Strecke. Vorher verabschiedeten wir uns von Hans-Jürgen und Monika, da sie mit dem Begleitfahrzeug zum nächsten Zwischenziel in Sömmerda vorausfuhren.
Die Sonne begrüßte uns und es sollte wieder ein vielversprechender Rad-Tag werden. Da wir den Unstrut-Radweg verlassen hatten und nicht die 6 km nach Herbsleben zurückfahren wollten, benutzten wir eine Alternativstrecke über die Siedlung Gebesee.
Die knapp 3 km zwischen Siedlung und Ort Gebesee werden uns noch gut in Erinnerung bleiben, weil dieser Weg aus großen/groben Pflastersteinen bestand und eine so ziemlich die extremste Belastungsprobe auf dieser Tour für Mensch sowie Material bedeuteten. Auch diese Bewährungsprobe haben wir alle überstanden und waren froh, dass es wieder auf einem asphaltierten Radweg weiterging (vorbildlich ausgebaut und ausgeschildert).
Wegen des nahegelegenen Rückhaltebeckens Straußfurt wurde der Unstrut-Radweg in größerer Entfernung vom Stausee geplant und führt parallel zum Nebenfluss Gera. Im Ort Ringleben erleidet dem Spartenleiter das gleiche Schicksal mit einem Plattfuß – jedoch nur das Vorderrad war betroffen. Nach dem Wechsel des Schlauchs ging es kurze Zeit weiter. Wir fuhren durch das Haßleber Ried und nach dem Ort Werningshausen treffen wir die ruhig dahinfließende Unstrut wieder. Weiter auf dem sehr gut ausgebauten Radweg fahren wir in direkter Ufernähe durch die Unstrut-Aue bei Schallenburg. Irgendwo in diesem Auengebiet treffen wir Hans-Jürgen und Monika, die uns „freundlich entgegen kamen“ ;-).
Einige km weiter erreichen wir die Kreisstadt Sömmerda im flachen fruchtbaren Thüringer Becken an der sog. mittleren Unstrut. Die schmucke Altstadt ist teilweise noch umgeben mit einer historischen Stadtmauer und diversen Toren. In der Nähe des neugestalteten Rathausplatzes und der belebten Fußgängerzone genehmigen wir uns in einem Café eine Stärkung / Erfrischung. Weiter ging es auf dem Radweg an der Flutmuldenkante bis zur sogenannten Thüringer Pforte, wie man das Tal zwischen Hainleite und Schmücke nennt. Von weiten erkennen wir die markante 12-Bogenbrücke. Wir verlassen jetzt das „Thüringer Becken“ und kommen in die nächste größere Stadt Heldrungen. Vom Stadtbild selbst waren wir etwas enttäuscht (viele Leerstände), dafür haben wir aber die Festung bzw. Wasserburg Heldrungen besichtigt. Diese Festung besteht aus zwei Wassergräben, vier Bastionen und fünf Rondellen und ist die einzige, vollständig erhaltene, befestigte Wasserburg französischer Festungsbaukunst in Deutschland. Heute befinden sich auf der Wasserburg eine Jugendherberge mit dem Lernort Geschichte sowie ein Burgcafé.
Wir genießen den großzügig angelegten Innenhof mit Grünflächen und die symmetrisch angelegten Baumreihen, deren Ast- und Laubwerk zusammengewachsen ein optimaler Schattenspender sind.
Weiter geht es auf dem Unstrut-Radweg in Richtung unseres nächsten Etappenziels Artern.
Vorher unterqueren wir die A71 gleich zweimal und haben aus südöstlicher Sicht eine wunderbare Fernsicht auf das monumentale Kyffhäuserdenkmal sowie auf das riesige Panorama Museum am Bauernschlacht-Denkmal (Nähe Bad Frankenhausen/Kyffhäuser) in ca. 15 km Entfernung. Dort wollen wir heute nicht mehr hin und fahren entlang der Unstrut in die Stadt Artern, wo wir nach kurzer Zeit an unserem Etappenziel „Hotel Friedchen“ ankommen. Auch diesmal werden wir von Hans-Jürgen und Monika mit gekühlten Getränken empfangen. Nach dem sog. Check-In und Duschen ging es dann zum Abendessen, wobei die Auswahl der Gastronomie (trotz eigener Fleischerei) nicht ganz so überzeugend war.
Bewertung: nur 7 von 10 möglichen Schlachteplatten L.
Der nächste bzw. letzte Tag sollte für uns etwa ½ h früher beginnen. Nach einem überschaubaren Frühstück (siehe Bewertung vom Abend) ging es kurz nach 8:30 h wieder auf den Unstrut-Radweg. Hans-Jürgen und Monika – (… der geneigte Leser weiß schon) fuhren mit dem Begleitfahrzeug wieder voraus zu unserem letzten Etappenziel nach Naumburg (Saale).
Wir fahren weiter auf dem idyllischen und ruhigen Unstrut-Radweg immer in Flussnähe, fahren vorbei an verschlafenen Orten, und überqueren die imaginäre Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt. Nur eine Informationstafel weist hierauf hin. Kurze Zeit später erblicken wir vor uns die imposante Burg Wendelstein. Wir ersparen uns den mühsamen Aufstieg durch den gleichnamigen Ort und fahren an der Unstrut über Wangen, Nebra weiter bis Laucha wo wir uns in der Schifferklause (Biergarten) erfrischen, während die Sonne im Zenit steht. Kaum sitzen wir an Tisch und Bank, erreichen uns auch wieder die beiden Begleiter, die uns von Naumburg aus entgegen gefahren sind. Nach einer ausgedehnteren Rast fahren wir weiter.
Hinter Laucha verläuft der Radweg direkt an verschiedenen Weinbergen vorbei. In der Region Saale/Unstrut liegt das nördlichste Weinanbaugebiet Deutschlands. Wir kommen an herrlichen Weinbergen im Terrassenbau vorbei. In die Terrassen sind malerische Wohn- und Winzerhäuschen teilweise im mediterranen Stil gebaut. Das Mikroklima und die geringen Niederschläge tragen dazu bei, dass sich die Weinstöcke hier hervorragend entwickeln. Italien? Die Region Saale/Unstrut ist nicht unbedingt die Region, die einem als Erstes einfällt, wenn man den Begriff Toskana hört. Zugeschrieben wird diese Bezeichnung dem Leipziger Bildhauer, Maler und Grafiker Max Klinger. 1903 erwarb er ein Weinberghäuschen in Großjena bei Naumburg und ließ es zu einem Wohnhaus ausbauen. Freunden und Bekannten gegenüber hat der Italien-Fan Klinger erzählt, hier sei es derart schön, dass man nicht in die von ihm so geliebte Toskana reisen müsse.
Wir genießen diese schöne Region, fahren weiter entlang der Unstrut und visieren den Bergfried „Dicker Wilhelm“ über Freyburg an. Wir fahren durch Freyburg und kommen nach einigen km weiter an der Unstrut-Saale Mündung am Blütengrund an und machen einige Fotos. Kleine Fährschiffe stehen zum Übersetzen für Personen zur Verfügung, jedoch sind diese zum Übersetzen mit unseren Tourenrädern nicht gut geeignet.
Daher fahren wir jetzt ein kleines Stück entlang der Saale bis zum Stadtteil Naumburg-Henne wo sich auch die Naumburger Wein & Sekt Manufaktur befindet. Nach einigen weiteren km entlang eines Campingplatzes kommen wir nach einem relativ beschwerlichen Aufstieg in die Stadt Naumburg. Kurze Zeit später befinden wir uns in der mittelalterlichen Altstadt und erreichen den Naumburger Dom, der zu den bedeutenden Bauwerken der Spätromanik und seit dem 01.07.2018 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Hier können wir auch die berühmte Domfigur wiederfinden bzw. im Original bewundern, nach der in Kreuzworträtseln immer gefragt wird: Uta von Ballenstedt (mit Ekkehard II. Markgraf von Meißen). Für jeden blieb anschließend noch etwas Zeit für eigene Erkundungen in der schönen Altstadt von Naumburg.
Am vereinbarten Treffpunkt hat Marcel mit dem KVG Bus bereits auf uns gewartet. Nach dem Verladen der Fahrräder und einer angenehmen/zügigen Rückreise kamen wir gegen 20 Uhr alle wieder gut in Kassel BS an.
Eine eindrucksvolle rund 220 km lange Radtour entlang des relativ unbekannten Unstrut-Radweges geht zu Ende. Erfreulicherweise findet man hier noch keinen Massentourismus. In Erinnerung bleiben naturnahe und idyllische Auenlandschaften, Burgen, Schlösser, der Fluss der der Tour seinen Namen gibt, schönstes Sommerwetter, schmucke Orte und mittelalterliche Städte, Kopfsteinpflaster, zwei platte Reifen, freundliche Menschen, Sonne, Weinberge, Teamgeist der Gruppe und nicht zuletzt auch der sportliche Aspekt.
Sofern wir an einigen Stellen den Weg nicht sofort gefunden haben oder die Gruppe während der 3. Etappe temporär getrennt war, möchten wir um Nachsicht bitten, da wir die Strecke zuvor nicht kannten bzw. ein kleines verstecktes Hinweisschild einfach übersehen mussten 😉 Die Spartenleitung bedankt sich an dieser Stelle bei unserem ausgezeichneten Busfahrer und Sportsfreund Marcel Kriesche, bei allen Teilnehmern für‘s Mitfahren sowie dem disziplinierten Verhalten und Durchhalten auf allen Etappen. Ein weiterer Dank geht an Hans-Jürgen für den Gepäcktransport und den Getränkeservice mit Begleitfahrzeug.
Wir freuen uns jetzt schon auf die Mehrtagestour 2020 die sich bereits jetzt schon in Planung befindet.
Mit sportlichen Grüßen, Klaus